Kaarst. Im Sportausschuss wurde der „Integrierte Sportentwicklungsplan“ diskutiert. Dieser belegt, dass die Stadt mehr Sporthallen braucht. Das Institut, das mit der Planung beauftragt war, rät zu einer stärkeren Multifunktionalität.
„Institut für kommunale Sportentwicklungsplanung an der Fachhochschule für Sport und Management Potsdam der Europäischen Sportakademie Land Brandenburg“: So heißt das Institut, das von der Stadt Kaarst mit der Integrierten Sportentwicklungsplanung beauftragt worden war. Das umfassende, 207 Seiten starke Werk liegt jetzt ganz druckfrisch vor und war Thema im Sportausschuss. Es enthält eine Reihe von konkreten Handlungsempfehlungen.
Professor Michael Barsuhn war noch einmal aus Potsdam angereist, um die Ergebnisse zu präsentieren. Leider gab es keinen Strom in dem Saal, in dem der Ausschuss tagte, so dass weder der Beamer noch die Mikrofone funktionierten. Aber es gab noch andere Dissonanzen – Sportdezernent Sebastian Semmler versuchte, die Wogen zu glätten. Günter Kopp (FDP) hatte beklagt, dass von der Verwaltung redaktionelle Änderungen vorgenommen worden seien. Göran Wessendorf (SPD) kritisierte diese Vorgehensweise: „Wir möchten als Ausschuss nicht von der Verwaltung bevormundet werden.“ Professor Barsuhn sprach von einem „normalen Prozedere“. Die Verwaltung habe sich nicht gravierend eingemischt.
„Uns war wichtig, keine Standortfestlegungen zu machen“, sagte Semmler. Was nützt der Standortvorschlag für eine weitere Dreifachsporthalle, wenn dort jedes Jahr das Schützenfest stattfindet? Fakt ist, dass das festgestellte Defizit an Sporthallenkapazitäten in etwa so groß ist wie eine Dreifachturnhalle. Fest steht auch, dass sich die Stadt von keiner Halle trennen sollte – im Gespräch war zum Beispiel immer wieder der Abriss der Turnhalle neben der früheren Albert-Schweitzer-Schule. Die Profis aus Potsdam plädieren dabei für eine stärkere Multifunktionalität im Sportanlagenbau, nicht zuletzt, damit die sportinteressierten Bürger Trendsportarten betreiben können.
Es werden in dem Gutachten auch ungewöhnliche Vorschläge gemacht. Da der Fußballsport in Kaarst sehr beliebt und die Hallenkapazitäten begrenzt sind, wird angeregt, eines der Kleinspielfelder mit Kunstrasenbelag mit einer Spielfeldüberdachung auszustatten, damit der Trainings- und Spielbetrieb auch in der kalten Jahreszeit aufrechterhalten werden kann.
In der 207 Seiten starken Ausarbeitung steht unter anderem, dass der Bedarf an Großspielfeldern gedeckt ist. Als Pufferfläche solle das 58 mal 90 Meter große Spielfeld in Holzbüttgen zur Deckung künftiger Mehrbedarfe erhalten bleiben. Mittelfristiger Handlungsbedarf bestehe bei der Kampfbahn am Kaarster See, wo die stetige Belastung ihre Spuren hinterlassen habe. Die Bezirkssportanlage Büttgen könnte vom bestehenden Kampfbahntyp C mit einem neuen Kunststoffbelag ausgestattet werden. Darüber hinaus könnte die Anlage mit Elementen aus dem Trendsportbereich erweitert werden.
Nicht jeder, der sich sportlich betätigen möchte, wird vermutlich einem Verein beitreten. Das Institut empfiehlt daher, diesen Menschen wohnortnahe Möglichkeiten zu bieten, um Sport treiben zu können. Es ist in diesem Fall von der „Planung von Aktivparks und Aufwertung ausgesuchter Grün- und Freiflächen zu wohnortnahen Bewegungsräumen“ die Rede.
Quelle: NGZ ONLINE vom 12. Mai 2018, Rudolf Barnholt
URL: https://rp-online.de/nrw/staedte/kaarst/in-kaarst-fehlen-sportstaetten_aid-22591793